Stefan Duda - Bericht

"Sowas darf nimmer passieren"

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Die Erinnerung an Stefan Duda wach halten - das ist das Anliegen von Claudia Maier-Häußler und Hilarius Häußler. Der polnische Zwangsarbeiter wurde 1941 von der SS öffentlich hingerichtet - wegen einer Beziehung zu einer Einheimischen.

Dort wo der Galgen stand, am Waldrand in Gallenbach, wird am 15. Mai um 19 Uhr im Rahmen einer Maiandacht der Gedenkstein für Duda eingeweiht.

Taufkirchen - Stefan Duda starb am 10. Oktober 1941 - hingerichtet von der SS in einem Schauprozess in Gallenbach (wir berichteten). Sein Verbrechen: Er hatte eine Liebesbeziehung zu der Tochter des Bauern, bei dem er als Zwangsarbeiter als Rossknecht und für Feldarbeiten tätig war. Freundschaften oder gar Liebe zwischen der Bevölkerung und den Polen waren bei den Nazis als "Rassenschande" verpönt.

Zwei Zeitzeugen erinnern sich an die Ereignisse

Der Taufkirchener Jakob Irl war mit Stefan Duda und seinem Bruder Stanislaus befreundet. "Wir waren gern beinand am Sonntag beim Ratschen. Stanislaus schnitt mir mal die Haare", erinnert sich der heute 90-Jährige, der damals 18 war. Echte Freunde seien sie gewesen. "Der Stefan war ein sauberer Kerl, fesch, mit schwarzen lockigen Haaren", so Irl.

Der 25-jährige Duda habe nie über seine Liebschaft gesprochen, "er wollte nicht hingehängt werden", berichtet Irl. Die Bauerstochter sei ebenfalls sehr schön gewesen. Als sie und Duda aufflogen, kam er zunächst in Haft. Monate nach seiner Hinrichtung wurde die junge Frau, damals etwa 26 Jahre alt, im Frauen-KZ Ravensbrück mit der Nummer 9475/4527 und dem Vermerk "Verkehr mit Polen" registriert. "Dort schnitt man ihr zur Strafe die Haare ganz kurz, als sie nach acht Monaten zurückkam, waren sie immer noch sehr kurz", erinnert sich Irl noch sehr genau.

Hans Oberpaul, der ehemalige Bürgermeister von Taufkirchen, heute 84 Jahre alt, war noch ein Schulbub, als man Duda hängte. In der Schule habe es der damals Elfjährige erfahren, dass eine Hinrichtung bevorsteht. Der Galgen und der Sarg wurden auf zwei kleinen Lastern - sichtbar für jeden - angekarrt. Dabei war er nicht. Auch Irl nicht, der war auf dem Feld beim Arbeiten. Er habe erst bemerkt, dass etwas im Gange ist, als die Polen aus der Umgebung zusammengetrieben wurden und über die Felder marschierten. Mit Maschinengewehren bewacht mussten sie - und auch die Einwohner von Taufkirchen - die grausige Inszenierung anschauen.

Dass die schrecklichen Ereignisse von einst heute wieder Thema sind, finden die beiden gut - und auch den Mut der Wirtsleute Maier-Häußler, sich dafür zu engagieren, dass Duda einen Gedenkstein bekommt.

Laut Oberpaul starben damals viele Soldaten aus Taufkirchen - für jeden habe es einen Gottesdienst gegeben - "und der Duda hat bis heute keinen bekommen", so Oberpaul traurig. Wenn er über die Geschichte spricht, ringt er mit der Fassung. Leise Tränen rinnen den christlich geprägten Mann über die Wange. Irl und er lassen für Duda eine Messe lesen - "für den Polen" steht in der Gottesdienstordnung, damit es auch alle wissen. Termin ist am Sonntag, 1. Juni, um 8.45 Uhr.

Oberpaul ärgert, dass viele Leute heute auf Vergessen drängen. Er ist überzeugt: "Wir müssen uns dem stellen, es steht zur Diskussion, was damals passiert ist, vor allem, weil Taufkirchener beteiligt waren." Verbale Angriffe musste er sich nach seinem Interview, das er dem Bayerischen Rundfunk gab, gefallen lassen. Etwa von ehemaligen Gemeinderäten, die es ablehnten, den Gedenkstein der Wirtsleute finanziell zu unterstützen. Mit sieben zu sechs Stimmen sprach sich das Gremium gegen eine gemeindliche Beteiligung aus (wir berichteten). Dafür hat Hans Oberpaul kein Verständnis.

Auch Irl nicht: "Das darf nicht vergessen werden. Der Stein ist ein Denkmal und ein Mahnmal." Der 90-Jährige sei dankbar, dass am Volkstrauertag immer wieder an die Schreckensherrschaft der Nazis erinnert werde. "Sowas darf nimmer passieren. Auch nicht, dass man wegen einer Liebschaft aufgehängt wird. Das war Mord."

Im Rahmen einer Maiandacht wird die Gedenkstele, die die Bildhauerin Franziska Kreipl-Poller gestaltet hat, am Donnerstag, 15. Mai, mit Pfarrer Michael Seifert eingeweiht. Begrüßende Worte sprechen Hilarius Häußler und Bürgermeister Jakob Bichlmaier.

Prof. Dr. John J. Delaney, Historiker der Kutztown University of Pennsylvania, der in seiner Forschung beschreibt, wie beliebt die polnischen Zwangsarbeiter damals bei der einheimischen Bevölkerung waren, hat sein Kommen zugesagt, ebenfalls MdB Stephan Mayer. Ein Vertreter der polnischen Botschaft wurde auch eingeladen. Worte zur Erinnerungskultur spricht der Künstler Stansislaw Glowacki.

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